Viele Fragen

Finley hat heute wieder einen Brief vor die Wichteltür gelegt, den Nyk gerade aufmerksam liest und dabei über die vielen Fragen staunt. Finley hat sich offenbar einige Gedanken zu Nyk gemacht und sich auch gefragt, wie der Wichtel denn aussehen könnte. Er habe ja verstanden, dass man den Weihnachtswichtel, der im Advent bei einer Familie wohnt, nicht sehen kann, aber trotzdem möchte er es gerne wissen. Sogar seine große Schwester hat er gefragt, ob sie wüsste, wie Nyk aussieht. Sie wisse es auch nicht, hat aber Finley aufgefordert, er solle ihn doch einmal malen, so wie er sich ihn vorstellt. Davon war Finley erst gar nicht so begeistert und hat seine Schwester gebeten, sie solle es doch machen. „Okay – wir machen es zusammen. Jeder malt seinen eigenen Wichtel. Du hast doch genügend Fantasie, nicht wahr?“ Damit war Finley einverstanden und beide schnappten sich Zeichenpapier und Buntstifte. Und so sind zwei Portraits entstanden, die den Wichtel darstellen sollen. Daran ist Nyk natürlich brennend interessiert und möchte wissen, wo die Bilder sind. Dazu hatte Finley auch etwas in seinen Brief geschrieben. „Die beiden Bilder habe ich mir in meinem Zimmer auf den Fußboden gestellt. Somit habe ich jetzt auch einen Wichtel in meinem Zimmer.“ Gut – dann ist ja wohl klar, was heute bei Nyk auf dem Plan steht. Ein Ausflug in Finleys Zimmer. Da er einen weiten Weg hat – er muss schließlich durch Ess- und Wohnzimer hindurch, dann den langen Flur passieren und am Ende noch einem schräg durchs Kinderzimmer durch. Dafür braucht man schon etwas Proviant. Den packt Nyk dann auch in seine Wichteltasche und bricht auf. Er muss heute die ganze Strecke laufen, weil alle Spielzeugautos weg waren. Vermutlich wurde gestern die Wohnung aufgeräumt – Nyk entdeckt gewisse Parallelen zu seinem gestrigen Tag.

Als Nyk in Finleys Zimmer ankommt, muss er vorsichtig sein. Er hatte ja durch den Brief vom Weihnachtsmann mitbekommen, dass Finley etwas für seine Eisenbahn bekommen soll. Und somit könnten ja schon Schienen in dem Zimmer verlegt sein. Deshalb muss der Wichtel mit seiner Lampe sich gut den Weg leuchten. Und tatsächlich. Da ist ein Gleis. Zufrieden mit seiner richtigen Vorahnung, gönnt er sich erst mal einen Schokoladendrops. Dabei merkt Nyk nicht, dass ihm beim Herausnehmen ein weiterer Drops aus der Tasche gefallen ist. Er geht vorsichtig die Gleise entlang und entdeckt dann einen Waggon mit einer Lokomotive davor. Auf die würde sich Nyk am liebsten draufsetzen und eine Runde drehen. Doch das geht leider nicht – Finley könnte aufwachen und ihn entdecken. Aber probehalber nimmt er dann doch auf der Lok mal Platz und stellt sich eine Fahrt vor.

Dann sieht er im licht seiner Laterne die gemalten Bilder von Finley und seiner Schwester und wird plötzlich ganz aufgeregt. Er steigt vorsichtig von der Lokomotive herunter und geht zu den Kunstwerken. Aha! Das soll also ich sein. Sehr hübsch. Arme und Beine wie Striche, eine Riesenmütze und kein Gesicht. Gut – aber für einen Fünfjährigen eigentlich gelungen und passend. Denn einen richtigen Wichtel hat bislang noch nie ein Mensch gesehen, nur solche ohne Augen. Daneben steht auch das Bild, das Finleys Schwester gemalt hat. „Ja – so könnte ich aussehen“, denkt sich Nyk, „wenn ich nur nicht so einen dicken Bauch hätte!“ Er betrachte beide Bilder und nascht derweil noch von seinem Proviant – der Schokolade und dem Gebäck. Und wie er so schaut und nachdenkt, kommt ihm eine Idee. Wenn Finley so gerne wissen möchte, wie er aussieht, dann wird er ihm einen Wichtel aus Stoff nähen, ihn mit Watte füllen und als Geschenk zum Adventskalender dazustellen. Und er möchte versuchen, dass er ihm etwas ähnlichsieht. „Auf geht’s!“ Nyk beeilt sich, wieder nach Hause zu kommen und beginnt dann sofort mit der Arbeit. Genügend Filz und Stoff hat er noch von Katrins Spenden, Watte holt er sich aus dem Badezimmer der Familie. Fleißig näht er Hemd, Hose und Hut. Vorne bekommt er einen großen, grauen Bart sowie eine rote Knollnase und große Kulleraugen unter der runzligen Stirn. Nyk ist sich nicht sicher, ob das eine gute Idee ist, dass man die Augen von seinem Kuscheltierwichtel sehen kann, denn das ist eigentlich nicht üblich. Er macht das jetzt einfach so – wird schon keiner merken.

Wichtel

Dann stellt er seinen ‚Zwillingsbruder‘, wie er ihn nennt, am Boden unterhalb von Finleys Adventskalender hin und verabschiedet sich. Nyk betrachtet ihn und denkt sich, „er sieht mir schon ähnlich, aber irgendwie…na ja egal. Ich muss jetzt verschwinden, es wird schon hell!“

Und du wirst es nicht glauben, aber je heller die Morgensonne in die Wohnung scheint, rutscht die Zipfelmütze von dem Kuschel-Nyk ihm tiefer ins Gesicht und bleibt erst auf Höhe der Nase stehen. Das Wichtelgesicht bleibt verborgen. So verfügt jeder Wichtel über seinen eigenen Zauber, ob er nun aus Stoff ist oder lebendig.

„Mama guck mal, was hier liegt! Hat Nyk das liegengelassen?“ fragt Finley, als er auf den Schienen einen Mini-Schokodrops findet. „Wahrscheinlich schon, aber komm mal her ins Wohnzimmer zu deinem Adventskalender“, ruft Katrin, „Da hat Nyk nämlich eine Überraschung für dich hingestellt“.

Infos zum Selberbasteln findest du auf unserer Seite Wichteltür!

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