Der Wichtel baut sich Möbel

Seit einiger Zeit ist nichts mehr zu hören draußen. Nyk lauscht zur Vorsicht etwas länger an der Innenseite seiner Tür als er es in der Wichtelschule gelernt hatte, denn er will ganz sicher gehen, dass ihn niemand sieht. Denn wenn das passiert, dann macht es „Padusch“. Auch das hatte man ihnen in der Wichtelschule beigebracht. Nur weiß niemand, was mit „Padusch“ gemeint ist und was genau passiert. Aber er kennt auch keinen anderen Wichtel oder andere Wichtelin, die das mal ausprobieren möchte. Die „Padusch“-Erfahrung möchte halt keiner gerne als erster machen. Deswegen geben sich alle ganz große Mühe, nicht von den Menschen gesehen zu werden.

Langsam dreht Nyk an dem Knauf von seiner Tür und drückt sie behutsam auf. Nur einen ganz kleinen Spalt. Dann etwas mehr und schließlich öffnet er sie so weit, dass er hinausschauen kann. Alles paletti. Nun steht Nyk auf der Türschwelle, steckt seine Handflächen in die hinteren Hosentaschen und schiebt seinen kleinen etwas dicken Bauch nach vorne. Er lässt seinen Blick über seinen „Krempel“ schweifen – einmal von rechts nach links – dann von links nach rechts. Es ist alles noch so, wie er es gestern hinterlassen hatte. Scheinbar hat wohl niemand von der Familie mitbekommen, dass hier gerade ein Wichtel eingezogen ist! Eigentlich hat er sich aber gewünscht, dass er bemerkt wird. Nun ja – dann eben nicht. Der kleine Wichtel schaut die Leiter hinunter, um sie dann auch hinabzusteigen. Er schlüpft in seine Holzclogs und als er seinen Kopf nach oben richtet, sieht er in seinem Briefkasten doch tatsächlich einen Brief stecken.

Davon ist er so gerührt, dass ihm glatt eine kleine Glücksträne aus dem rechten Auge kullert. Also doch! Es hat ihn jemand bemerkt. Freudig greift er nach dem Brief und will sich hinsetzten, um ihn zu lesen. Doch halt, es ist ja nichts zum Hinsetzten da. Na gut – dazu später. Jetzt erst einmal den Brief lesen.

Lieber Nyk,

jetzt bist Du tatsächlich schon da! Nachdem Du dein Kommen angekündigt hast, waren wir alle so aufgeregt, dass es bei uns nur noch dieses eine Thema gab: wir bekommen dieses Jahr Besuch von einem Weihnachtswichtel. Wir hoffen, Dir gefällt es bei uns und wünschen Dir eine schöne Vorweihnachtszeit. Wenn Du einen Wunsch hast oder etwas benötigst, dann schreibe uns einfach, wir kümmern uns darum. Unser Jüngster Finley hat sich ebenfalls riesig gefreut und den Bau Deiner Wichteltür mit großer Aufmerksamkeit verfolgt. Heute Morgen ist er sofort nach dem Aufstehen zu Deiner Wichteltür gelaufen und hat sich alles angeschaut. Er war sehr vorsichtig und hat nichts berührt, denn er wollte Dich ja auch nicht wecken. Dann fragte er aber, ob wir ihm einen Brief schreiben können, schließlich ist da ja auch ein Briefkasten neben der Tür. Aber natürlich geht das. Und dann legte Finley auch schon los, was er Dir schreiben möchte: ‚Lieber Nyk -schön, dass Du da bist! Malst Du Deine Tür noch mit bunter Farbe an? Das finde ich schön. Dein Finley.‘ So – nun wollen wir dich aber nicht länger aufhalten, denn Du hast bestimmt wieder viel vor.

Deine Katrin und Familie.

Nyk hält einen Moment inne und denkt nach: Die Tür bunt – eigentlich keine schlechte Idee. Aber erstmal muss er sich darum kümmern, etwas zum Hinsetzen zu fertigen. Hinter der Gardine auf dem Fensterbrett im Wohnzimmer der Familie hatte er noch einiges an Bauholz deponiert. Das benötigt der kleine Wichtel nun, um sich ein paar Möbel zu zimmern. Während Nyk darüber nachdenkt, wie er Finley die Freude mit der bunten Wichteltür bereiten könnte, bearbeitet er das Holz und baut sich einen Tisch und auch einen Stuhl daraus.

Tisch und Stuhl

Der Stuhl hat sogar Armlehnen! Als der Leim trocken ist, setzt er sich und denkt ein bisschen nach. Dabei starrt er auf die Dose mit dem Holzleim, in der sich noch ein kleiner Rest befindet. Nach einem kleinen Moment kommt er auf eine Idee. Er könnte doch mit dem klebrigen Zeug auch bunte Aufkleber herstellen. Mit denen kann Finley dann seine Tür hübsch bunt gestalten. Nyk springt auf, holt sich Papier, Messer, Pinsel und eine Folie. Dann beginnt er, Sterne auf das Papier zu zeichnen und sie anschließend mit Glitzerfarbe zu bemalen. Nun noch ausschneiden, von hinten mit dem Leim bestreichen und auf die Folie legen. So bleibt der Leim feucht, und Finley kann sie dann am Tage auf seine Tür kleben.

Aufkleber Sterne

Jetzt schreibt er noch einen Brief dazu, legt alles zusammen auf den neu gebauten Tisch und muss nach getaner Arbeit gähnen. Das ist das Zeichen, dass es für ihn wieder Zeit wird ins Bett zu gehen. Erschöpft steigt Nyk die Leiter zu seiner Wichteltür hinauf und geht hinein. Nachdem er die Tür geschlossen hat, kann man nochmal ein lautes Gähnen hören und kurze Zeit später auch schon ein leises Schnarchen.

Infos zum Selberbasteln findest du auf unserer Seite Wichteltür!

Finley heißt eigentlich anders, Name wurde von der Redaktion geändert.

1 Comment
  • Ursula
    Posted at 08:34h, 02 Dezember Antworten

    Liebe Katrin!
    Was für eine bezaubernde Idee!
    Ich muss gleich heute Zahnspachtel besorgen um deine Ideen mitzumachen.
    Und deine Geschichte!😍
    Wir sind zwar schon über 60 aber ganz gespannt wie es weitergeht.
    Mein Mann und ich wünschen euch eine märchenhafte Weihnachtszeit.
    Ganz liebe Grüße
    Ursula

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